Weiche Wässer mit sehr geringem Gehalt an Calcium und Magnesium ( z. B. Talsperrenwässer haben korrosionschemisch ungünstige Eigenschaften und sehr hohe pH–Werte zum Teil weit über dem oberen Grenzwert der Trinkwasserverordnung. Demzufolge ist eine Aufhärtung bzw. Entsäuerung dieser Wässer notwendig.
Dies kann geschehen indem sie mit Kohlensäure begast und anschließend durch Filtration über gekörntes Calciumcarbonat ( Jurakalk, halbgebrannten Dolomit ) oder durch Dosieren von Kalkmilch in den Zustand der Calcit-Sättigung gebracht werden.
Der Gehalt natürlicher Wässer an Wasserstoffionen hat für den Menschen keine direkte gesundheitliche Bedeutung. Er ist aber von maßgeblichem Einfluss auf die Erhaltung der Qualität des Trinkwassers bei der Wasserverteilung und vor allem in der Hausinstallationen. Eine Beeinträchtigung der Wasserqualität kann durch den Übergang von unerwünschten Stoffen aus den Leitungsmaterialien in das Trinkwasser erfolgen.
Bei verzinkten Stahlleitungen und bei Kupferleitungen besteht ein eindeutiger Zusammenhang zwischen dem pH-Wert des Wassers und den im Trinkwasser nach Stagnation auftretenden Zink- bzw. Kupferkonzentrationen. Je tiefer der pH-Wert, um so höher sind die Gehalte dieser Schwermetalle im stagnierenden Wasser Bei weicheren Wässern besteht in Bezug auf die Löslichkeit von Blei die gleiche Tendenz.
Zum Schutz des Verbrauchers vor überhöhten Schwermetallkonzentrationen im Trinkwasser ist es also sinnvoll, den pH-Wert so weit wie möglich anzuheben. Eine pH-Wert-Anhebung über 7,8 ist allerdings nicht erforderlich. Eine technische Grenze für eine pH-Wert-Anhebung stellt der pH-Wert dar, bei dem ein Wasser in den Bereich der Calcit-Abscheidung gelangt.
Für den Übergang von Sand und Asbest aus zementhaltigen Werkstoffen in das Trinkwasser ist dabei nicht der absolute pH-Wert allein entscheidend. Wichtig ist hier die Calcit-Lösekapazität des Wassers. Eine pH-Wert-Erhöhung bewirkt in jedem Fall aber auch eine Verminderung des Calcit-Lösevermögens. Anzustreben ist bei zementgebundenen Werkstoffen der Zustand der Calcit-Sättigung. Dies gilt besonders für härtere Wässer. Bei weichen Wässern können sich beim Einstellen der Calcit-Sättigung hohe pH-Werte ergeben, was nachteilig sein kann (z.B. Störung der Desinfektion mit Chlor). Um Nachteile zu vermeiden und trotzdem aber den Sättigungszustand erreichen zu können, empfiehlt es sich in solchen Fällen, Entsäuerungsmaßnahmen mit einer Aufhärtung des Wassers zu kombinieren.
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